Höhere Zinsen und eine pessimistische Konsumentenstimmung führten 2023 gegen Jahresende zu einer leichten Abkühlung am Markt für Einfamilienhäuser. Doch diese Zurückhaltung dürfte nur temporärer Natur sein.
Jahrelang kannte der Schweizer Immobilienmarkt nur eine Richtung: nach oben. Eine hohe Nachfrage bei gleichzeitig geringer Bautätigkeit haben sowohl bei Eigentumswohnungen als auch bei Einfamilienhäusern zu erheblichen Preissteigerungen geführt. Die negativen Effekte der zurückgekehrten Inflation sowie der Zinserhöhungen machen sich inzwischen aber am Schweizer Immobilienmarkt – zumindest ansatzweise -bemerkbar. Die Preise von Einfamilienhäusern stagnierten Ende 2023 – und waren in gewissen Regionen sogar leicht rückläufig. Die Preise für Eigentumswohnungen hingegen stiegen weiter an (siehe Box).
Verbreiteter Pessimismus
Die Schweizer Konjunktur schwächelt gegenwärtig, die Konsumenten sind pessimistisch. Die Einschätzung der finanziellen Situation durch die Konsumenten fällt negativ aus, 2022 mussten sie sinkende Reallöhne hinnehmen, für 2023 deuten Schätzungen auf eine Stagnation hin. Darüber hinaus werden die Lebenshaltungskosten auch im Jahr 2024 steigen, etwa durch einen Anstieg der Krankenkassenprämien, höhere Stromtarife, eine Erhöhung des Referenzzinssatzes sowie der Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes von 7,7 auf 8,1 Prozent.
Hinzu kommt im Jahr 2024 gemäss Expertenkonsens eine Inflationsrate von 1,8 Prozent, was innerhalb der Zielbandbreite (Inflation zwischen null bis zwei Prozent) liegt. Somit hätte die Schweizerische Nationalbank ihr Inflationsziel erreicht – und könnte sich der wirtschaftlichen Entwicklung zuwenden. Um der Wirtschaft wieder mehr Schwung zu verleihen und auch den Schweizer Franken etwas zu schwächen – was gleichzeitig der Schweizer Exportwirtschaft helfen würde -, wäre eine baldige Zinssenkung angebracht. Die meisten Experten gehen auch tatsächlich davon aus, dass dies spätestens im zweiten Halbjahr 2024 erstmals geschehen wird.
Wiederbelebung der Nachfrage, begrenztes Angebot
Die sinkenden Zinsen und die dadurch erwartete wirtschaftliche Erholung dürften die Stimmung der Konsumenten im Jahresverlauf aufhellen, was wiederum die Nachfrage am Immobilienmarkt beleben wird. Hinzu kommt ein begrenztes Angebot an Wohneigentum, da die Bautätigkeit mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten kann. Eine rege Nachfrage trifft auf ein knappes Angebot – die logische Folge dieser Konstellation sind steigende Preise für Wohneigentum im Jahr 2024. Einzig wenn die erwartete wirtschaftliche Erholung nicht einsetzen sollte, könnte sich die jüngst angedeutete Abkühlung am Immobilienmarkt fortsetzen und für leicht rückläufige oder stagnierende Preise im laufenden Jahr sorgen.
Preisentwicklung von Wohneigentum
Gemäss Berechnungen des Beratungs- und Forschungsunternehmens Fahrländer Partner Raumentwicklung (FPRE) haben die Preise für Wohneigentum in der Schweiz in den letzten fünf Jahren um 27,6 Prozent zugelegt (Einfamilienhäuser: +26,5 Prozent, Eigentumswohnungen: +29,3 Prozent). Im 4. Quartal 2023 stagnierten die Preise für Einfamilienhäuser zum Vorquartal (-0,2 Prozent), im Gegensatz dazu legten Eigentumswohnungen leicht zu (+0,9 Prozent). Zum Vorquartal war der Preisrückgang von Einfamilienhäusern des mittleren Segments in den Grossregionen Ostschweiz, Zürich und Südschweiz (je -1,3 Prozent) am ausgeprägtesten, während die Regionen Jura (+1,3 Prozent) sowie Genfersee (+0,7 Prozent) zulegen konnten.